Brauchtum & Sagen

Das Kirchenjahr beginnt mit dem Advent am Sonntag nach Kathrein, dem 25. November. Alljährlich veranstaltet der Sparverein "Die fleißigen Sparer" um Kathrein seine Sparvereinsauszahlung.

Auch die Freiwillige Feuerwehr, der Musikverein und der Rohrer Schi- und Sportclub gestalten alljährlich ihre Faschingsveranstaltungen.

Den Brauch des Maibaumes - traditionelles Aufstellen, Aufpassen, Kraxln und Umschnitt wird vom Roten Kreuz aufrecht erhalten.

Sagen

Es ist noch nicht lange her, dass sich über den Rohrer Berg das Serpentinenband der neuen Straße zieht. Früher musste man über einen steilen Weg von Gutenstein nach Rohr herüber fahren. Der erste Teil, von Gutenstein bis zum Winsegger, einem Gasthof auf halber Höhe des Berges, der ging ja noch an. Aber dann ! 

Auf diesem letzten Stück fuhr einmal ein Rohrer Bauer mit seinem schwer beladenen Fuhrwerk heim. Er war noch nicht weit vom Winsegger, da brachten die Pferde den schweren Wagen nicht mehr von der Stelle. Der Bauer begann zu fluchen und zu schreien, denn es war schon spät am Abend. In seinem Zorn schwur er: "Dem Teufel schenk ich meine Seele, wenn er mir den Weg besser macht!" Kaum hatte er den Schwur getan, stand der Leibhaftige neben ihm. Er lachte den erschrockenen Bauern an: "Hier bin ich lieber Freund, und will dir jetzt eine Straße bauen. Bin ich bis zum ersten Hahnenschrei fertig, so gehört deine Seele mir !".
Zitternd hockte der Bauer auf seinem Wagen und wartete auf den Morgen.

Beim Winsegger arbeitete ein Schuster auf der Stör. Da er für den nächsten Tag schon in einen anderen Hof bestellt war, es aber beim Winsegger noch sehr viel Schuhzeug zu flicken gab, stand er mit seinem Gesellen schon bald nach Mitternacht auf, um mit der Arbeit rechtzeitig fertig zu werden. So klopften Meister und Gesellen frisch drauf los. Davon wurde der Hahn wach. Der meinte, er hätte den Morgen versäumt und krähte sein lautes Kikeriki. Als der Teufel das hörte, fuhr er mit Feuer und Schwefel in die Hölle. 

Der Bauer war darüber froh, denn er hatte seine Seele behalten; und wenn der Weg auch steil war, der Teufel hatte ihn so gut geglättet, dass der Bauer mit seinem Fuhrwerk leicht den Berg hinauf kam. 

Von dem Tag an hieß der Weg der Teufelsweg und mancher Fußgänger benützt ihn heute noch, wenn er vom Winsegg auf den Rohrer Berg und von dort herunter die kurvenreiche Straße abkürzen will.

 

Quelle: Gemeinde Rohr im Gebirge, Christian Matschi und Joe Bichlmayer

Vor langer Zeit kehrten beim Wirt in der Klaus zwei Wanderburschen ein. Nach den Fragen nach woher und wohin erzählte ihnen der Wirt von einer Höhle im Klausbachgraben, in der ein prächtiger goldener Wagen versteckt sein soll. Die beiden Wanderburschen glaubten, hier auf eine leichte Art zu Reichtum zu gelangen, und machten sich auf, die Höhle und den goldenen Wagen zu suchen. 


Vor der Klamm im Klausbach begegnete ihnen ein altes Weiblein. Das wies ihnen den rechten Weg und sagte noch, sie mögen in der Höhle kein Wort sprechen, sonst verschwände der Wagen sofort wieder. Den beiden Burschen dünkte es nun ein Leichtes, den Wagen zu gewinnen.

Nach langem Suchen fanden sie die Höhle. Voll Neugier und Bangen folgten sie einem langen Gang. Weit in der Ferne sahen sie es golden leuchten; das müsste der Wagen sein. Je näher sie kamen, desto stärker wurde der Glanz. Endlich standen sie vor einer prächtigen goldenen Kutsche. Sie wollten aufjubeln vor Freude, aber da fiel ihnen noch rechtzeitig das alte Weiblein und das Verbot ein. Schweigend machten sie sich an die Arbeit den Wagen aus der Höhle zu ziehen. Der Wagen stand verkehrt in der Höhle, und da diese zum Wenden zu eng war, mussten sie den Wagen verkehrt hinaus schieben. Einer fasste die Deichsel um zu lenken, der Andere schob, und so brachten sie den Wagen mit großer Mühe zum Höhlenausgang. Nur die Deichselspitze war noch in der Höhle, da hielten sie an um zu verschnaufen. "Jetzt haben wir es geschafft ", meinte der Eine. Da fuhr der Wagen mit großem Gepolter wieder in die Höhle zurück, der Gang stürzte ein und die beiden Burschen hatten das Nachsehen.

Den Eingang sieht man heute noch, aber große Felsblöcke versperren den Weg zum goldenen Wagen.

 

Quelle: Gemeinde Rohr im Gebirge, Christian Matschi und Joe Bichlmayer

Ein kleines Bäuerlein, das nur einige Stück Vieh besaß, trieb diese immer im Sommer auf eine Alm auf dem Grössenberg. Er befahl der Sennerin, recht achtsam zu sein und ging selbst alle paar Tage hinauf um nach dem Rechten zu sehen.

Eines Tages nun, als er wieder auf die Alm kam, fand er eine seiner schönsten Kühe tot, mit aufgerissenem, blutendem Leib auf einer Halde liegen. 
Als sich dies bald wiederholte, fasste er den Entschluss, auf der Alm zu bleiben und zu wachen. 

In der Nacht nun, als er mit seiner Armbrust auf der Lauer lag, sah er, wie unter heftigem Donner und Blitzen eine alte Hexe auf einem Besen durch die Luft dahergeritten kam. Das schönste Rind suchte sie sich aus und schlug mit ihrem Besen so lange darauf ein, bis es verendend zu Boden stürzte.
Zornig wandte der Bauer seine Armbrust gegen die Hexe und schoss sie in den Rücken. Doch die Verwundung nicht achtend, schwang sich diese auf ihren Besen und flog mit Geheul durch die Lüfte davon.

Wer beschreibt das Grauen des armen Bäuerleins, als er zu Hause ankam ! Seine alte Großmutter fand er da im Bette liegen und aus einer großen Pfeilwunde im Rücken bluten. Da hatte er die Hexe !

 

Quelle: Gemeinde Rohr im Gebirge, Christian Matschi und Joe Bichlmayer

Wo sich heute die große sumpfige Rohrwiese ausdehnt, lag einst die Stadt Rohr. Reich an allem waren ihre Bewohner, doch nicht weise gebrauchten sie ihre Schätze, sondern sie schwelgten und prassten und ließen unseren Herrgott einen guten Mann sein. Nur um ihres Leibes Wohl waren sie besorgt; niemand dachte an sein Seelenheil. Allen Ermahnungen zum Trotz führten sie ihr lasterhaftes Leben weiter bis des Herrgotts großes Strafgericht sie heimsuchte.

Die Bäche und Flüsse traten aus ihren Ufern, rissen alles mit sich und bedeckten mit ihrem Wasser, mit Schlamm und Morast die arge Stadt Rohr.

Nach langen Jahren, als sich allmählich eine Grasnarbe über den Sumpf gebildet hatte, ging ein Holzhofer hinaus auf die Sumpfwiese, die zu seinem Besitz gehörte, um Gras zu mähen. Und plötzlich so erzählt die Sage, sprang seine Sense entzwei, denn er hatte das Kirchturmkreuz der ehemaligen Stadt Rohr abgemäht.
Heute kann man das Kreuz noch sehen. Auf einem Baum, mitten in der Rohrwiese, ist es angebracht.

Und manche Leute, die in der "Gegend" wohnen, sagen heute noch, sie gehen in die "Stadt", wenn sie nach Rohr hereinkommen.

 

Quelle: Gemeinde Rohr im Gebirge, Christian Matschi und Joe Bichlmayer